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Maserwuchs: begehrte Laune der Natur!
Ein Artikel aus einer Publikation des Furnierwerks Danzer von 1985 hat auch fast 40 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Faszination eingebüßt: noch immer gehören große Maserknollen zu den wertvollsten Hölzern des internationalen Handels.
Die auf den Fotos abgebildeten riesigen Knollen und Maserstämme stellen sicher ziemlich einmalige Einzelstücke dar, die nur alle -zig Jahre gefunden werden, und insofern stellt dieser Artikel eine seltene Quelle von Bildern einmaliger Raritäten aus einer langen Zeit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.
Der Artikel des bedeutenden Wissenschaftlers, Forschers und Autors Helmut Gottwald (1918 -2008) stellt zum Thema Maserwuchs eine wichtige Quelle dar, deren Inhalte gerade wegen der einmaligen Abbildungen in dieser Konzentration einmalig ist. Hier auszugsweise ein Teil des Textes von Prof. Gottwald sowie einige Bilder sensationeller Raritäten aus dem Hause Danzer Furniere.
Maserwuchs: eine pittoreske Laune der Natur! von Helmut Gottwald, Reinbek
Maserhölzer gehören aufgrund ihres Strukturbildes zu den besonders dekorativen Hölzern der Erde. Es gibt nicht viele, denn ihre Arten und Wuchsgebiete sind begrenzt, und nur eine beschränkte Anzahl ist auf dem Markt. Sie stammen von Laub- und Nadelbäumen, deren Holz, verursacht durch eine in gehäufter Form auftretende Knospenbildung, außergewöhnliche Strukturen aufweist.
Der folgende Beitrag vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Arten sowie über die Entstehung und Merkmale des Maserwuchses.
Seit bei der Herstellung von Möbeln und Teilen für den Innenausbau neben technischen Erfordernissen mehr und mehr auch Ansprüche an das Aussehen gestellt wurden, ist die Wahl der Holzart zunehmend auch vom Holzbild bestimmt worden. Schon in geschichtlicher Zeit war es der Wunsch der privilegierten Schichten, schöne oder ausgefallene Möbelstücke zu besitzen, die neben ihrer Nützlichkeit auch durch die Schönheit des Materials gefielen. So entstanden Möbel, die durch eine bewusst gesuchte Bildhaftigkeit des Holzes und durch den Ideenreichtum bei der Komposition von Material und Form zu den wesentlichen Elementen in der Entwicklung unserer Wohnkultur zahlen.
Die entscheidenden ästhetischen und ökonomischen Aspekte, den Werkstoff Holz in all seiner natürlichen Vielfalt zu nutzen, führten auch dazu, außergewöhnliche und oft nur vereinzelt vorkommende Wuchsformen allgemein bekannter Holzarten, wie z.B. Riegelwuchs beim Ahorn oder die ,Pyramiden’- und ,Pommelé'-Strukturen bei Mahagoni-Hölzern, für eine zusätzliche Erweiterung der ästhetischen Ausdrucksfähigkeit des Holzes einzusetzen. Es ist verständlich, dass solche individuell strukturierten Hölzer für besondere Möbelstücke und dekorative Raumausstattungen zu allen Zeiten gesucht waren und bis heute über alle Moderichtungen hinweg hohe Wertschatzung genießen.
Zu den wohl auffälligsten Abweichungen von der normalen Holzstruktur zählt der Maserwuchs: Es ist ein durch zahlreiche feine, wirbelige Strukturen auffälliger Faserverlauf, hervorgerufen durch eine viele Jahre andauernde Anhäufung von Knospen bzw. feinsten Astansätzen, deren Entstehungsursachen bis heute nicht endgültig geklärt sind. Diese pittoreske Laune der Natur weckte stets das besondere Interesse der Holzverarbeiter. So gab schon der römische Schriftsteller Plinius der Ältere, der sich in seinen Schriften Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. eingehend mit der Natur befasste, eine Beschreibung des Maserwuchses. Bereits zu seiner Zeit wurde Thuja-Maser für die dekorative Gestaltung von Möbeln und Gebrauchsgegenständen verwendet. Wahrend des Mittelalters wurde die Verwendung von dünn geschnittenen Hölzern mit einem meist außergewöhnlichen Holzbild besonders im Orient und in einigen Teilen Italiens gepflegt (Toskana, Florenz).
Zunächst verwendete man das wertvolle und darum möglichst volumensparend zugerichtete Maserholz - Furniere im heutigen Sinn gab es ja noch nicht — vornehmlich zur Anfertigung kleiner Luxusgegenstande, wie Schmuckkästchen und Schnitzereien. Auch später, bei der Gestaltung größerer Flächen, blieb das lebhafte Maserholz meist nur ein Dekorationselement unter mehreren anderen Holzarten unterschiedlicher Farbe und Struktur, die bildhaft zusammengesetzt wurden.
Um den gewünschten ästhetischen Effekt zu erzielen, wurde Holz zum Teil gefärbt, und man verwendete daneben auch Materialien wie Schildpatt, Elfenbein, Zinn und andere Metalle. Bei Intarsien wurde Wert auf die Wiedergabe geometrischer Figuren, von Landschaften, Pflanzen, Tieren oder Portraits durch Komposition ausgesuchter, in Farbe und Struktur zueinander passender Teile gelegt.
Die so ausdrucksvolle und seltsam strukturierte Furnierfläche fordert die Phantasie des Betrachters ganz anders heraus, ähnlich wie bei einem Bild der gegenstandslosen Malerei. Solche Furnierbilder blieben zumeist nur auf relativ kleine Flächen beschränkt, vornehmlich für Füllungen, Lisenen und Friese in Kombination mit Hölzern, die mit ihrem mehr schlichten Holzbild in Kontrast zur unruhigen Maserfläche stehen. Doch zeugen erhalten gebliebene Möbel vergangener Epochen auch von umfassender Verarbeitung von Maserholz zu besonders dekorativen, wertvollen Einrichtungssticken. Mit der Erfindung der neuzeitlichen Furniermaschinen erfuhr die Furniererzeugung und mit ihr auch die Möbelherstellung revolutionierende Impulse. Heute erlauben überliefertes Wissen, neuerworbene Erkenntnisse, wertvolle Erfahrungen und eine moderne Technik die Erzeugung von Maserfurnieren im industriellen Maßstab in einer vorher nicht gekannten und auch nicht fur möglich gehaltenen Vielfalt und Qualität.
Eine gesonderte Verwendung findet Maserholz als Massivholz in der Pfeifenmanufaktur. Tabakpfeifen werden überwiegend aus der Maserknolle der mittelmeerländischen Baumheide -Bruyére - gefertigt, wobei nicht nur das ansprechende äußere eine wichtige Rolle spielt, sondern auch die besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber der harten Beanspruchung durch wechselnde Temperaturen und durch Schlag.
Entstehung und Merkmale von Maserwuchs
Als Maserholz bezeichnet man Stämme oder Stammteile, deren Holzbild in einer bestimmten Weise strukturbedingt von dem für eine Holzart charakteristischen Aussehen abweicht. Maserhölzer haben, je nach Holzart, Klima und Bodenbeschaffenheit unterschiedliche Wuchsformen. Der Fachmann kann aber bereits aus der Stammform und anderen typischen Kriterien auf eine mehr oder weniger ausgeprägte Maserbildung schließen.
Auf Seite 6 sind drei typische Maserwuchsformen abgebildet. Wenn es sich bei den Fotos auch durchweg um kalifornischen Nußbaum (Juglans regia auf Juglans californica veredelt) handelt, so sind die Wuchsformbezeichnungen im Grunde ebenso für alle anderen Maserhölzer gültig. Maserwuchs ist eine Laune der Natur. Es versteht sich daher, dass es selbst innerhalb einer Stamm-Maser oder Wurzelmaserknolle Wuchsvariationen und damit Mischformen gibt. Nicht jeder unregelmäßige Wuchs, wie z. B. die kropfartigen Verdickungen bei Einschnürungen oder das beulige Überwachsen von Ästen und Wunden, ist jedoch ein Maserwuchs. Echte Maserstrukturen entstehen durch eine jährlich wiederkehrende Häufung von Triebansätzen, die im Entstehungsstadium verbleiben. Darauf deuten die radiale Richtung ihres Wachstums im Stammquerschnitt, die rundlichen Strukturen im Tangentialschnitt und die teilweise gut ausgebildeten markartigen Zentren der als Maser bezeichneten Triebansätze hin.
Da der Wachstumsreiz für diese Strukturen über viele Jahre großflächig anhält und nur in vereinzelten Fällen zu kleinen, beblätterten Trieben führt, werden diese sich fortlaufend erneuernden, aber über das Stadium eines Ansatzes sich nicht hinausentwickelnden Strukturen auch mit der gärtnerischen Vorstellung von sogenannten schlafenden Augen verglichen. Die Frage nach dem Warum und dem Wie einer solchen Massenentwicklung von eng beieinanderstehenden Triebanlagen, die schließlich zum Maserwuchs führt, ist schon oft gestellt worden, ohne jedoch dafür eine vollständige Antwort und eine experimentelle Bestätigung zu finden. So werden neben einer möglichen Veranlagung dauernde, das Wachstum beeinflussende Reize im Kambium wie etwa Hitze oder eine konstante mechanische Schädigung als mögliche Ursache angesehen. Der Grund für diese Annahme beruht auf Beobachtungen, wonach stetiger Verbiss durch Tiere an weidebegrenzenden Bäumen, so bei Esche, Pappel und Rüster, und das Abschlagen von Ästen und Reisern zur Verwendung als Brennholz, wie es zum Teil in Frankreich, dem bedeutendsten Herkunftsland dieser Hölzer geschieht, zur Entstehung des Maserwuchses beitragen. Auch Feuer wie bei der nordafrikanischen Thuja, bei Makamong und Padouk, sowie Eingriffe durch Veredelungen bei den kalifornischen Nusshölzern stehen häufig mit der Maserbildung in Verbindung. Hierbei ist es durchaus möglich, dass die genannten Verletzungen dazu führen können, dass der Baum mit wachstumsbeeinflussenden Bakterien oder Viren infiziert wird. Gesichert scheint der Zusammenhang aber nur beim Entstehen der Thuja-Maser zu sein, bei der seit langem die Einwirkung von Hitze durch Feuer als eine den Maserwuchs anregende Voraussetzung bekannt ist. Ein direkter Zusammenhang ist auch beim Nussbaum zu vermuten, bei dem nach Kopfveredelungen häufiger ein unregelmäßiger Wuchs des Stammes (Cluster) und nach einer Veredelung am Wurzelhals die Bildung von Maserknollen beobachtet wird. Eine Vorstellung davon, wie Maserbilder zustande kommen und welche Schnittrichtung bei der Aufarbeitung zu wählen ist, kann auch bei der Betrachtung eines aufgeschnittenen unverarbeiteten Maserblockes vermittelt werden (Seite 8): Zunächst entspricht das Holz in den inneren Stammteilen in Farbe und Struktur dem für die jeweilige Holzart typischen, normalen Bild; es weist weder die für Maserwuchs charakteristischen Glanzeffekte noch Hell-Dunkel-Schattierungen auf. Die ersten Anzeichen einer Maserentwicklung sind dann in Richtung zum Stammäußeren zu beobachten, wenn auf dem Querschnitt des Stammes radial gerichtete und nach außen sich fächerförmig erweiternde Strukturen vorkommen, die im wesentlichen durch ein unterschiedliches Porenbildhervortreten (Abb. Seite 14 rechts unten). Diese Strukturen ähneln, wie schon auf tangentialen Schnittflächen, in auffälliger Weise beginnenden feinen Astansätzen. Diese radial gerichteten Strukturen können nach außen so zunehmen, dass die äußeren Partien des Stammes nur noch aus diesen gebildet werden. Schließlich laufen auf den Außenflächen der unbearbeiteten Maserhöizer die im Radialschnitt bandförmig wie Spiegel, im Querschnitt strahlig und im Tangentialschnitt rundlich erscheinenden Maserungen in kleinen buckeligen oder stumpfkegeligen bis dornartigen Ansätzen aus, die meist von einer stark borkigen und rauen Rinde überdeckt sind (Abbildungen Seite 8 und 9). Damit lassen alle Schnittrichtungen erkennen, da es sich beim Maserwuchs nicht um irgendwelche irregulären, wilden ungerichteten Strukturen, sondern um Abweichungen bestimmter Form handelt. Aus diesem Grund entwickelt der Maserwuchs sich oft gleichende, mehr rundliche Wuchsformen des betreffenden Stammteils, die sogenannten Maserknollen. Maserbildung ist durch einzelne große oder zahlreiche kleinere, beulige Ansätze auf dem Mantel des Stammes zu erkennen. Bei einigen Arten werden auch starke, um den Stamm laufende Wülste gebildet, die nach dem Ablängen oft eine kugelige Form ergeben, Durchmesser von über einem Meter erreichen und ein Gewicht von mehreren Tonnen aufweisen können. Letztere kugelige Form wird überwiegend an der Stammbasis ausgebildet und kann bei Nussbaum, Myrte, Ahorn, Madrona und Padouk beobachtet werden; Maserknollen von Redwood und afrikanischer Thuja sind ähnlich, haben aber ein mehr unregelmäßiges Aussehen, während der Maserwuchs bei Esche, Pappel und Rüster durch wulstartige Verformung auf der gesamten Stammlänge erkennbar ist (Abbildungen Seite 13 rechts unten, Seite 14 links unten, Seite 17 rechts unten, Seite 18 links unten, Seite 20 links unten).
Ein Monopol der Natur
Da die biologischen Zusammenhänge, wie bereits erwähnt, noch nicht endgültig geklärt sind, ist eine programmierte Produktion von Maserknollen und Maserstämmen bisher ein Wunschtraum geblieben. Nachrichten über forstliche Maßnahmen in Japan zur Erzielung besonders strukturierter Hölzer betreffen die Erzeugung von Stämmen mit grobrilligen bzw. fein spannrückigen oder kannelierten, d.h. mit senkrechten Rillen versehenen Außenflächen. Hierbei werden auf die Stämme junger Bäume der japanischen Cryptomerie lange Bambusstäbe in axialer Richtung fest angepreßt, um an diesen Stellen durch Wachstumshemmung Kehlungen zu erzeugen. Es ist dies eine Methode, die mit den natürlich vorkommenden Einschnürungen durch Lianen vergleichbar ist. Das Ergebnis dieser Wachstumsbeeinflussung hat aber nichts mit Maserwuchs zu tun. Diese biologisch erzeugten Kunstprodukte werden nur in Japan im Hausbau als sichtbare Pfeiler verwendet, die durch eine gleichmäßig spannrückige Oberfläche ein besonderes Aussehen erhalten.
Die heute erzeugten Maserfurniere stammen demnach alle von Hölzern mit besonderen Wuchsformen, deren Entstehen immer noch etwas von der unergründlichen Zufälligkeit der Natur erkennen lässt.
Die auf den Fotos abgebildeten riesigen Knollen und Maserstämme stellen sicher ziemlich einmalige Einzelstücke dar, die nur alle -zig Jahre gefunden werden, und insofern stellt dieser Artikel eine seltene Quelle von Bildern einmaliger Raritäten aus einer langen Zeit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.
Der Artikel des bedeutenden Wissenschaftlers, Forschers und Autors Helmut Gottwald (1918 -2008) stellt zum Thema Maserwuchs eine wichtige Quelle dar, deren Inhalte gerade wegen der einmaligen Abbildungen in dieser Konzentration einmalig ist. Hier auszugsweise ein Teil des Textes von Prof. Gottwald sowie einige Bilder sensationeller Raritäten aus dem Hause Danzer Furniere.
Maserwuchs: eine pittoreske Laune der Natur! von Helmut Gottwald, Reinbek
Maserhölzer gehören aufgrund ihres Strukturbildes zu den besonders dekorativen Hölzern der Erde. Es gibt nicht viele, denn ihre Arten und Wuchsgebiete sind begrenzt, und nur eine beschränkte Anzahl ist auf dem Markt. Sie stammen von Laub- und Nadelbäumen, deren Holz, verursacht durch eine in gehäufter Form auftretende Knospenbildung, außergewöhnliche Strukturen aufweist.
Der folgende Beitrag vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Arten sowie über die Entstehung und Merkmale des Maserwuchses.
Seit bei der Herstellung von Möbeln und Teilen für den Innenausbau neben technischen Erfordernissen mehr und mehr auch Ansprüche an das Aussehen gestellt wurden, ist die Wahl der Holzart zunehmend auch vom Holzbild bestimmt worden. Schon in geschichtlicher Zeit war es der Wunsch der privilegierten Schichten, schöne oder ausgefallene Möbelstücke zu besitzen, die neben ihrer Nützlichkeit auch durch die Schönheit des Materials gefielen. So entstanden Möbel, die durch eine bewusst gesuchte Bildhaftigkeit des Holzes und durch den Ideenreichtum bei der Komposition von Material und Form zu den wesentlichen Elementen in der Entwicklung unserer Wohnkultur zahlen.
Die entscheidenden ästhetischen und ökonomischen Aspekte, den Werkstoff Holz in all seiner natürlichen Vielfalt zu nutzen, führten auch dazu, außergewöhnliche und oft nur vereinzelt vorkommende Wuchsformen allgemein bekannter Holzarten, wie z.B. Riegelwuchs beim Ahorn oder die ,Pyramiden’- und ,Pommelé'-Strukturen bei Mahagoni-Hölzern, für eine zusätzliche Erweiterung der ästhetischen Ausdrucksfähigkeit des Holzes einzusetzen. Es ist verständlich, dass solche individuell strukturierten Hölzer für besondere Möbelstücke und dekorative Raumausstattungen zu allen Zeiten gesucht waren und bis heute über alle Moderichtungen hinweg hohe Wertschatzung genießen.
Zu den wohl auffälligsten Abweichungen von der normalen Holzstruktur zählt der Maserwuchs: Es ist ein durch zahlreiche feine, wirbelige Strukturen auffälliger Faserverlauf, hervorgerufen durch eine viele Jahre andauernde Anhäufung von Knospen bzw. feinsten Astansätzen, deren Entstehungsursachen bis heute nicht endgültig geklärt sind. Diese pittoreske Laune der Natur weckte stets das besondere Interesse der Holzverarbeiter. So gab schon der römische Schriftsteller Plinius der Ältere, der sich in seinen Schriften Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. eingehend mit der Natur befasste, eine Beschreibung des Maserwuchses. Bereits zu seiner Zeit wurde Thuja-Maser für die dekorative Gestaltung von Möbeln und Gebrauchsgegenständen verwendet. Wahrend des Mittelalters wurde die Verwendung von dünn geschnittenen Hölzern mit einem meist außergewöhnlichen Holzbild besonders im Orient und in einigen Teilen Italiens gepflegt (Toskana, Florenz).
Zunächst verwendete man das wertvolle und darum möglichst volumensparend zugerichtete Maserholz - Furniere im heutigen Sinn gab es ja noch nicht — vornehmlich zur Anfertigung kleiner Luxusgegenstande, wie Schmuckkästchen und Schnitzereien. Auch später, bei der Gestaltung größerer Flächen, blieb das lebhafte Maserholz meist nur ein Dekorationselement unter mehreren anderen Holzarten unterschiedlicher Farbe und Struktur, die bildhaft zusammengesetzt wurden.
Um den gewünschten ästhetischen Effekt zu erzielen, wurde Holz zum Teil gefärbt, und man verwendete daneben auch Materialien wie Schildpatt, Elfenbein, Zinn und andere Metalle. Bei Intarsien wurde Wert auf die Wiedergabe geometrischer Figuren, von Landschaften, Pflanzen, Tieren oder Portraits durch Komposition ausgesuchter, in Farbe und Struktur zueinander passender Teile gelegt.
Die so ausdrucksvolle und seltsam strukturierte Furnierfläche fordert die Phantasie des Betrachters ganz anders heraus, ähnlich wie bei einem Bild der gegenstandslosen Malerei. Solche Furnierbilder blieben zumeist nur auf relativ kleine Flächen beschränkt, vornehmlich für Füllungen, Lisenen und Friese in Kombination mit Hölzern, die mit ihrem mehr schlichten Holzbild in Kontrast zur unruhigen Maserfläche stehen. Doch zeugen erhalten gebliebene Möbel vergangener Epochen auch von umfassender Verarbeitung von Maserholz zu besonders dekorativen, wertvollen Einrichtungssticken. Mit der Erfindung der neuzeitlichen Furniermaschinen erfuhr die Furniererzeugung und mit ihr auch die Möbelherstellung revolutionierende Impulse. Heute erlauben überliefertes Wissen, neuerworbene Erkenntnisse, wertvolle Erfahrungen und eine moderne Technik die Erzeugung von Maserfurnieren im industriellen Maßstab in einer vorher nicht gekannten und auch nicht fur möglich gehaltenen Vielfalt und Qualität.
Eine gesonderte Verwendung findet Maserholz als Massivholz in der Pfeifenmanufaktur. Tabakpfeifen werden überwiegend aus der Maserknolle der mittelmeerländischen Baumheide -Bruyére - gefertigt, wobei nicht nur das ansprechende äußere eine wichtige Rolle spielt, sondern auch die besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber der harten Beanspruchung durch wechselnde Temperaturen und durch Schlag.
Entstehung und Merkmale von Maserwuchs
Als Maserholz bezeichnet man Stämme oder Stammteile, deren Holzbild in einer bestimmten Weise strukturbedingt von dem für eine Holzart charakteristischen Aussehen abweicht. Maserhölzer haben, je nach Holzart, Klima und Bodenbeschaffenheit unterschiedliche Wuchsformen. Der Fachmann kann aber bereits aus der Stammform und anderen typischen Kriterien auf eine mehr oder weniger ausgeprägte Maserbildung schließen.
Auf Seite 6 sind drei typische Maserwuchsformen abgebildet. Wenn es sich bei den Fotos auch durchweg um kalifornischen Nußbaum (Juglans regia auf Juglans californica veredelt) handelt, so sind die Wuchsformbezeichnungen im Grunde ebenso für alle anderen Maserhölzer gültig. Maserwuchs ist eine Laune der Natur. Es versteht sich daher, dass es selbst innerhalb einer Stamm-Maser oder Wurzelmaserknolle Wuchsvariationen und damit Mischformen gibt. Nicht jeder unregelmäßige Wuchs, wie z. B. die kropfartigen Verdickungen bei Einschnürungen oder das beulige Überwachsen von Ästen und Wunden, ist jedoch ein Maserwuchs. Echte Maserstrukturen entstehen durch eine jährlich wiederkehrende Häufung von Triebansätzen, die im Entstehungsstadium verbleiben. Darauf deuten die radiale Richtung ihres Wachstums im Stammquerschnitt, die rundlichen Strukturen im Tangentialschnitt und die teilweise gut ausgebildeten markartigen Zentren der als Maser bezeichneten Triebansätze hin.
Da der Wachstumsreiz für diese Strukturen über viele Jahre großflächig anhält und nur in vereinzelten Fällen zu kleinen, beblätterten Trieben führt, werden diese sich fortlaufend erneuernden, aber über das Stadium eines Ansatzes sich nicht hinausentwickelnden Strukturen auch mit der gärtnerischen Vorstellung von sogenannten schlafenden Augen verglichen. Die Frage nach dem Warum und dem Wie einer solchen Massenentwicklung von eng beieinanderstehenden Triebanlagen, die schließlich zum Maserwuchs führt, ist schon oft gestellt worden, ohne jedoch dafür eine vollständige Antwort und eine experimentelle Bestätigung zu finden. So werden neben einer möglichen Veranlagung dauernde, das Wachstum beeinflussende Reize im Kambium wie etwa Hitze oder eine konstante mechanische Schädigung als mögliche Ursache angesehen. Der Grund für diese Annahme beruht auf Beobachtungen, wonach stetiger Verbiss durch Tiere an weidebegrenzenden Bäumen, so bei Esche, Pappel und Rüster, und das Abschlagen von Ästen und Reisern zur Verwendung als Brennholz, wie es zum Teil in Frankreich, dem bedeutendsten Herkunftsland dieser Hölzer geschieht, zur Entstehung des Maserwuchses beitragen. Auch Feuer wie bei der nordafrikanischen Thuja, bei Makamong und Padouk, sowie Eingriffe durch Veredelungen bei den kalifornischen Nusshölzern stehen häufig mit der Maserbildung in Verbindung. Hierbei ist es durchaus möglich, dass die genannten Verletzungen dazu führen können, dass der Baum mit wachstumsbeeinflussenden Bakterien oder Viren infiziert wird. Gesichert scheint der Zusammenhang aber nur beim Entstehen der Thuja-Maser zu sein, bei der seit langem die Einwirkung von Hitze durch Feuer als eine den Maserwuchs anregende Voraussetzung bekannt ist. Ein direkter Zusammenhang ist auch beim Nussbaum zu vermuten, bei dem nach Kopfveredelungen häufiger ein unregelmäßiger Wuchs des Stammes (Cluster) und nach einer Veredelung am Wurzelhals die Bildung von Maserknollen beobachtet wird. Eine Vorstellung davon, wie Maserbilder zustande kommen und welche Schnittrichtung bei der Aufarbeitung zu wählen ist, kann auch bei der Betrachtung eines aufgeschnittenen unverarbeiteten Maserblockes vermittelt werden (Seite 8): Zunächst entspricht das Holz in den inneren Stammteilen in Farbe und Struktur dem für die jeweilige Holzart typischen, normalen Bild; es weist weder die für Maserwuchs charakteristischen Glanzeffekte noch Hell-Dunkel-Schattierungen auf. Die ersten Anzeichen einer Maserentwicklung sind dann in Richtung zum Stammäußeren zu beobachten, wenn auf dem Querschnitt des Stammes radial gerichtete und nach außen sich fächerförmig erweiternde Strukturen vorkommen, die im wesentlichen durch ein unterschiedliches Porenbildhervortreten (Abb. Seite 14 rechts unten). Diese Strukturen ähneln, wie schon auf tangentialen Schnittflächen, in auffälliger Weise beginnenden feinen Astansätzen. Diese radial gerichteten Strukturen können nach außen so zunehmen, dass die äußeren Partien des Stammes nur noch aus diesen gebildet werden. Schließlich laufen auf den Außenflächen der unbearbeiteten Maserhöizer die im Radialschnitt bandförmig wie Spiegel, im Querschnitt strahlig und im Tangentialschnitt rundlich erscheinenden Maserungen in kleinen buckeligen oder stumpfkegeligen bis dornartigen Ansätzen aus, die meist von einer stark borkigen und rauen Rinde überdeckt sind (Abbildungen Seite 8 und 9). Damit lassen alle Schnittrichtungen erkennen, da es sich beim Maserwuchs nicht um irgendwelche irregulären, wilden ungerichteten Strukturen, sondern um Abweichungen bestimmter Form handelt. Aus diesem Grund entwickelt der Maserwuchs sich oft gleichende, mehr rundliche Wuchsformen des betreffenden Stammteils, die sogenannten Maserknollen. Maserbildung ist durch einzelne große oder zahlreiche kleinere, beulige Ansätze auf dem Mantel des Stammes zu erkennen. Bei einigen Arten werden auch starke, um den Stamm laufende Wülste gebildet, die nach dem Ablängen oft eine kugelige Form ergeben, Durchmesser von über einem Meter erreichen und ein Gewicht von mehreren Tonnen aufweisen können. Letztere kugelige Form wird überwiegend an der Stammbasis ausgebildet und kann bei Nussbaum, Myrte, Ahorn, Madrona und Padouk beobachtet werden; Maserknollen von Redwood und afrikanischer Thuja sind ähnlich, haben aber ein mehr unregelmäßiges Aussehen, während der Maserwuchs bei Esche, Pappel und Rüster durch wulstartige Verformung auf der gesamten Stammlänge erkennbar ist (Abbildungen Seite 13 rechts unten, Seite 14 links unten, Seite 17 rechts unten, Seite 18 links unten, Seite 20 links unten).
Ein Monopol der Natur
Da die biologischen Zusammenhänge, wie bereits erwähnt, noch nicht endgültig geklärt sind, ist eine programmierte Produktion von Maserknollen und Maserstämmen bisher ein Wunschtraum geblieben. Nachrichten über forstliche Maßnahmen in Japan zur Erzielung besonders strukturierter Hölzer betreffen die Erzeugung von Stämmen mit grobrilligen bzw. fein spannrückigen oder kannelierten, d.h. mit senkrechten Rillen versehenen Außenflächen. Hierbei werden auf die Stämme junger Bäume der japanischen Cryptomerie lange Bambusstäbe in axialer Richtung fest angepreßt, um an diesen Stellen durch Wachstumshemmung Kehlungen zu erzeugen. Es ist dies eine Methode, die mit den natürlich vorkommenden Einschnürungen durch Lianen vergleichbar ist. Das Ergebnis dieser Wachstumsbeeinflussung hat aber nichts mit Maserwuchs zu tun. Diese biologisch erzeugten Kunstprodukte werden nur in Japan im Hausbau als sichtbare Pfeiler verwendet, die durch eine gleichmäßig spannrückige Oberfläche ein besonderes Aussehen erhalten.
Die heute erzeugten Maserfurniere stammen demnach alle von Hölzern mit besonderen Wuchsformen, deren Entstehen immer noch etwas von der unergründlichen Zufälligkeit der Natur erkennen lässt.