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Ulmia-Maschinen

Die Firma Ulmia wurde im Jahr 1877 von Georg Ott in Ulm gegründet. Im Jahr 1879 erfolgte die Patentanmeldung und Fertigung der ersten Präzisions-Handgehrungssäge, welche im Prinzip unverändert bis heute gefertigt wird. 

Wohl jeder deutsche Tischler hat im Laufe seiner Ausbildung und seines Berufslebens mindestens ein Werkzeug der Firma Ulmia in den Händen gehalten und benutzt, ich kann mir kaum eine deutsche Tischlerei vorstellen, die an Werkzeugen der Firma Ulmia  vorbeigekommen ist. Ob Hobelbank, Putzhobel, Gestellsäge, Falzhobel, Ziehklingen-Gratzieher, Gehrungsklammern, Furnieradernschneider, Zapfenstreichmaß oder Präzisionswinkel: stets waren diese Werkzeuge die Verkörperung von hoher Präzision, Hochwertigkeit, Langlebigkeit und gediegener Ausführung im Detail. Die Winkel, Schmiegen und Streichmaße umgab sogar der Hauch von für deutsches Werkzeug unerhörtem Luxus mit ihrer Ausführung in Palisander und zaponisiertem, poliertem Messing, wie sonst nur bei edlen englischen Werkzeugen bekannt. 

Die Qualität der Ausführung all dieser Handwerkzeuge war immer beeindruckend und über 100 Jahre gleich bleibend hoch, die Vielfalt der angebotenen Werkzeuge groß- was diese Firma aber nicht davor schützte, im Jahr 2002 insolvent zu werden und den Geschäftsbetrieb im Juli 2002 einzustellen.

Eine einmalige Tradition wurde damit unterbrochen, die Handwerkzeugssparte wurde an eine kleinere Firma für Werkbänke verkauft, die sich die Namens- und Markenrechte der altehrwürdigen Ulmer Firma sicherte. Mit viel Skepsis wurde die neue Fertigung unter altem Namen erwartet, ob sich die Qualität der Handwerkzeuge gehalten hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ein völlig unbeachtetes Thema ist die Abteilung Maschinenbau der Fa. Ulmia, hier wurden unter anderem höchst qualitative Kreissägen entworfen und gebaut, welche bis heute am Gebrauchtmaschinenmarkt bestens vertreten sind und sich durch höchste Robustheit, Präzision und Werthaltigkeit auszeichnen. Selbst Maschinen mit Gussgehäusen aus den 1960er Jahren sind heute noch vielfach im Betrieb und funktionieren bei minimaler Pflege unverändert gut.

Seit vielen Jahren sind bei uns etliche Kreissägen der Fa. Ulmia im täglichen Einsatz, allerdings nur die neueren Modelle in Stahlblech- soweit ich weiß, waren die ersten dieser leichteren und größeren Modelle die Ulmia 1708 und 1710.  

Mein erstes Modell dieser Serie war um 1983 eine 1710S, schon damals waren die fast 4000,- DM ein relativ hoher Preis, den ich aber schnell als völlig angemessen zu akzeptieren lernte, denn die gesamte Ausführung war sehr robust, die Schnitte waren maßhaltig, reproduzierbar präzise und sauber. 

Seit dem haben viele weitere Sägen dieser Baureihe zu mir gefunden, und ich kann nicht umhin, eine Vorliebe für diese Maschinen einzugestehen, was manchmal zu Käufen führt, die nicht nötig wären. Aber das Schöne an diesem Maschinen ist ja, dass sie jederzeit wieder bestens zu verkaufen sind, wenn man feststellt, dass die dritte Ulmia 1710 nun wirklich nicht nötig ist.

So fand eine neuwertige und kaum gelaufene 1710 aus der Betriebswerkstatt einer großen Gebäudereiningungsfirma in neuwertigem Zustand mit fast allem Zubehör zu mir, später dann noch eine 1710 S mit einigen Verbesserungen im Vergleich zur 1710, eine 1710 SN, mehrere kleine Ulmia 1708 sowie eine Ulmia Universa 2, ein extrem seltenes Modell in der gleichen Größe wie die 1708. Zum Schluss ist dann noch eine bestens erhaltene und sehr gut komplett ausgestattete Ulmia KS2 zur ersten KS2 hinzugekommen, ebenfalls aus der Betriebsschreinerei des WDR stammend und mit allen Unterlagen, sogar noch einer originalen riesigen Konstruktionszeichnung des Parallelanschlags. Wie dieses betriebsinterne Dokument zu der dicken Bedienungsanleitung kam, ist mir schleierhaft. Eine niedlich kleine KS1 rundete dann vor kurzem die Liste der Maschinen ab, und obwohl diese bis jetzt nur im Regal steht, freue ich mich jedes Mal, wenn ich diese sehe.

Ich bin jedenfalls immer wieder begeistert von der hohen Qualität dieser kleinen Maschinen, die ständige Weiterentwicklung der Ingenieure bei Ulmia ist eigentlich in jedem Modell zu sehen. 

Umsomehr ist es zu bedauern, dass unter diesem Namen keine Maschinen mehr gebaut werden, und für mich war es schwer, etwas über die Umstände der Insolvenz von Ulmia herauszufinden. Ich hatte noch ein paar Mal Kontakt zu einem damaligen Mitarbeiter der Firma,  der an der Entwicklung der KS2 beteiligt war und Patente für Details dieser Maschine hielt, doch aufgrund des hohen Alters des Herrn war wenig herauszubekommen zur Historie der Firma.

Ein Wort noch zur Suche nach Ersatzteilen für diese Maschinen: es gibt eine nach dem Konkurs gegründete Firma Ulmer HWS, die aber entgegen der Hoffnung vieler Suchenden überhaupt keine spezifischen Ulmia-Erstazteile für diese Maschinen führt außer den überall erhältlichen Normteilen wie Motoren, Schaltern, Kugellagern, Griffen, Spaltkeilen, Keilriemen etc. Und diese Normteile bekommt man meist erheblich preiswerter bei den üblichen Händlern.
Das bedeutet, dass es nur möglich ist, spezifische Ulmia-Erstzteile über Kleinanzeigen oder Ebay zu finden und zu kaufen.
Ich zitiere hierzu mal eine Nachricht von 2017 aus dem Forum woodworking.de :

"Die Firma Ulmer HWS hat KEINE Ersatzteile für Ulmia-Maschinen! Nach der Insolvenz 2002 von Ulmia Ott haben zwei ehemalige alte Mitarbeiter die Firma Ulmer HWS gegründet, um ihr Wissen und Können zu vermarkten. Einer davon hat mir persönlich mitgeteilt, dass es keine Ersatzteile mehr gab, da diese alle im Zuge der Konkursabwicklung verschrottet wurden. Es wäre also gut, wenn auf diesen Link verzichtet wird, damit niemand falsche Hoffnungen hegen muss."

Für die detailinteressierten Ulmia-Freunde hier noch der Versteigerungsplan von September 2002:

INSOLVENZVERSTEIGERUNG
Im Auftrag des Insolvenzverwalters RA Michael Pluta, Ulm, versteigere ich das komplette Anlagevermögen sowie den verbliebenen Warenbestand der Firma Ulmia GmbH & Co.KG, Heuweg 3/1, 89079 Ulm / Donau. Zum Aufruf kommen - verteilt auf 3 Versteigerungstage - Maschinen und Betriebseinrichtung aus:

Katalog I - Holzverarbeitung:   Freitag, den 20. September 2002, ab 11 Uhr
CNC-Holzbearbeitungszentren - Vierseiten-Hobelmaschinen - viele Dickten- und Abrichthobel - Kalibrierschleifmaschinen Abläng- und Zuschnittanlagen - Vertikal- und Horizontal-Plattensägen - Verleimpressen - Vakuum-Plattensauger Format- u. Tischkreissägen - Hobelkörper-Fertigungsanlagen - Platten- und Rahmenpressen - eine Konturen-Schleifmaschine - Doppelendprofiler  - Dübelautomaten - Kantenanleimer - Bandsägen - Kleinmaschinen - Hobelbänke uvm.
Katalog II - Metallverarbeitung:  Samstag, den 21. September 2002, ab 11 Uhr
CNC-Bearbeitungszentren - CNC-Drehmaschinen - Universal-Dreh- und Fräsmaschinen - Flächenschleifmaschinen - Hydraulik- und Excenterpressen - Ständer- und Reihenbohrmaschinen - Rundschleifmaschinen - Sägeautomaten - Werkbänke uvm.
Katalog III - Büro und Fahrzeuge:  Samstag, den 28. September 2002, ab 11 Uhr
Hochwertige Schreibtische u. Aktenschränke - Bürodrehstühle - PC-Anlagen - Faxgeräte - Kopierer - Tresorschränke uvm.

Die Versteigerung des Warenbestandes ( Orginal Ulmia-Werkzeuge, wie Winkel, Hobel, Stechbeitel, Schreinersägen, Werkzeugkisten, Schraubstöcke, Gehrungssägen, Streichmaße, Feilen und Raspeln, Werkbänke, uvm. ) beginnt bereits am Montag, den 16. September 2002.

Versteigert wird täglich - außer Sonntag - zwischen 9 Uhr und 18 Uhr, solange der Vorrat reicht.

Für die Besichtigung des Maschinenparks (aufgelistet in den Katalogen) ist ab Montag, den 16. September 2002, täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr, ausreichend Gelegenheit. Die Produktionshallen sind während der Versteigerung des Warenbestandes offen.

Ort der Versteigerung:
Firma Ulmia GmbH & Co. KG -
Heuweg 3/1
89079 Ulm / Donau
Industriegebiet Donautal