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Hölzer, die es gar nicht gibt

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie Laien ohne jede Fachkenntnisse ein so genanntes Holzlexikon oder einen Holzatlas erstellen, ohne die von ihnen beschriebenen Hölzer jemals gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten zu haben.

In diesen unwissenschaftlichen und aus den verschiedensten Quellen wild zusammenkopierten Werken tauchen dann auch mal Phantomhölzer auf, die entweder Erfindungen sind, auf Übersetzungsfehlern oder unverstanden übernommenen Einträgen aus dubiosen Quellen basieren.

Ein mir seit Jahren immer wieder begegnendes Phantomholz ist das so genannte Saburana-Palisander dessen wissenschaftlicher Name mit Dalbergia zoltenia angegeben wird. Noch irrer wird es, da der eine oder andere dieser Kopierer und Abkupferer nicht mal den lateinischen Namen schreiben kann, so wird aus Dalbergia zoltenia dann Dalbergis zoltenia, was nur noch größerer Blödsinn ist als das ohnehin falsche Dalbergia zoltenia. Die Gattung Dalbergia aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) wurde nicht umbenannt in Dalbergis...

Bei der Suche nach diesem Holz Saburana-Palisander fällt auf, dass es nur auf sehr wenigen deutschen Seiten existiert, dort hat offensichtlich einer vom anderen abgekupfert, ohne diesen Fehler je zu bemerken. Die restliche Welt hat noch keine Holzart dieses Namens gefunden, vielleicht steht ja der nächste Nobelpreis in Biologie einem Deutschen Webseitenbetreiber zu, der diese Holzart entdeckt und zumindest auf ein paar Seiten im Internet bekannt gemacht hat?

Dieses Holz existiert nicht, der Name Dalbergia zoltenia ist ein Phantasiename und stammt vermutlich von einem kreativen Furnierhändler, der seinen Furniere einen wohlklingenden und verkaufsfördernden Namen verpasst hat - Holzhändlerlyrik, nichts weiter.

Leider werden Holzlexika im Internet von Laien als Nachschlagewerk oder zur Holzbestimmung genutzt, ohne dass sie in der Lage sind, deren Wahrheitsgehalt zu beurteilen. Oft sind diese Verzeichnisse nur reine Fleißarbeiten ohne jeden Anspruch an Wissenschaftlichkeit und Systematik, hier herrscht das Prinzip Masse statt Klasse: je mehr verzeichnete aberwitzige Sorten, desto größer die vermeintliche Reputation.

Einige der populären und weit verbreiteten Fleißsammlungen mit massenhaften Fehlern und ohne jeden Anspruch auf Richtigkeit sind:

  • Modellskipper.de
  • Die-bleiben-dran.de,
  • Holz-ist-mehr.de,
  • Tischler-ole-welzel.de,
  • bei Etymologie.info

2018 hatte diese nicht existierende Schwachsinnsholzart in alle diese Seiten Einzug gefunden!
2022 Aktualisierung: Viele der oben genannten Webseiten sind nicht mehr aufrufbar, wenigsten hier hat die wissenschaftliche Wahrheit gesiegt und den Unsinn in den Orkus Lokus gespült! Gut so!!!
2023 Aktualisierung: die Schwachsinnsholzart Saburana-Palisander existiert jetzt nur noch bei Ole Welzel: dort gibt es aber nicht mal ein Europ. Kurzzeichen nach DIN EN 13556. Wie sollte das auch sein: ein nicht existierendes Holz hat natürlich auch kein nach DIN genormtes Zeichen!!

Ein besonders auffälliges Beispiel ist der sogenannte 'Holzatlas' von Holzwurm-page. Die Betreiber haben sicher die allerwenigsten der zusammengestoppelten Holzarten jemals selbst in Natura gesehen oder gar in der Hand gehabt. Dieser Atlas wimmelt nur so von Falschinfos, Widersprüchen und Rechtschreibfehlern, dass es schon mehr als gruselig ist. Vom fleißigen aber völlig ahnungslosen Laien von überall her zusammengeklaubte und kopierte Schnipsel machen noch kein Holzlexikon aus: Da mutiert der französische Holzname Bois der fer zum Boris de fer, Gingko biloba wird in Bilobo umbenannt, Satiné wird mit Satinholz verwechselt, es gibt dort Pou ferro, die Familie der Leguminosen mutiert dort zu Legiminosae, Pernambuk und Pernambuc gibt es dort mit unterschiedlichen botanischen Bezeichnungen, das existierende Fernambuk kommt dagegen erst gar nicht vor.

Ein weiteres schönes Beispiel für ahnungsloses Abschreiben des Einen vom Anderen ist auch ein mysteriöses Holz mit dem Namen "Diablo Fuerte" mit der lateinischen Bezeichnung Poducarpus oleifolius, das dort als Laubholz geführt wird. In Wirklichkeit heißt der Baum Podocarpus oleifolius, und gehört wie alle Podocarpaceen (Steineibengewächse) zu den Nadelbäumen. Der abenteuerliche Name Diablo Fuerte ist ebenfalls schierer Blödsinn, der Baum wird in seiner Heimat Peru spanisch als Saucecillo, Olivo oder Ulcumano bezeichnet.

In ähnlicher Weise ist dort eine fast endlose Reihe von Fehlern zu finden. Laien lassen sich leider von dieser Sammlung an Halb- und Unwissen erst mal beeindrucken und nehmen den dort zu findenden Unsinn als Wahrheit auf. Zusätzlich sind die Fotos entweder so schlecht und unscharf, dass ohnehin nichts darauf zu erkennen ist, oder die Bilder zur Illustration einer Holzart sind schlichtweg falsch. Dem Fachmann graut es vor solchen Webseiten...

Da schreibt einer vom anderen ab, hierdurch zementiert sich der Blödsinn, und Laien glauben diesen Mist dann auch noch. Mir wurde schon oft gesagt: ...dieses Holz gibt es aber, das habe ich im Internet gefunden!...

Eine neue, nicht existierende Hozart ist die von Laien so genannte sibirische Zeder.
Eigentlich ist es ganz einfach: Eine Zeder ist ein Gewächs der botanischen Gattung Cedrus aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Es sind im Mittelmeerraum wachsende Bäume, die in Sibirien sofort eingehen würden. Leider wird wegen des edlen Namens immer wieder irgendein Holz als Zeder bezeichnet und damit verkaufsfördernd umbenannt.

In Wirklichkeit handelt es sich bei der sogenannten sibirischen Zeder um einen Baum der Gattung Kieferngewächse (Pinus), und Kiefern wachsen auf fast der gesamten Nordhalbkugel der Erde. Aber sibirische Kiefer hört sich nur halb so spannend an wie Zeder, und schon plappern Laien von einem tollen neuen Holz, das von den Marketingheinis erfunden wurde. Schlimm, das Ganze! Wie immer raten wir jedem Informationen Suchendem, auf die Qualität der Quellen im Internet zu achten!
Im richtigen Leben kommen Sie doch auch nicht auf die Idee, beim Metzger um die Ecke wegen Ihrer Rückenbeschwerden oder Ihres Blinddarms um Hilfe zu bitten, nur weil dieser auch mit Knochen und Fleisch umgeht, genauso wie ein Arzt?