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Karelische Maserbirke: Hintergrundwissen u. Forschung

Maserbirken (Betula pendula var. Carelica) sind fast immer Individuen der Hänge-Birke (Betula pendula). Es gibt nur selten Haar- oder Moorbirken (Betula pubescens), die Merkmale von Maserbirken entwickeln. Botanisch gesehen handelt es sich bei den Maserbirken nicht um eine Art oder Unterart, sondern um eine genetische Varietät. Eine solche Varietät unterscheidet sich nur wenig von der eigentlichen Art und ihr Verbreitungsgebiet ist begrenzter als das einer Unterart.

Wildgemasertes Holz kommt am deutlichsten bei der Weißbirke vor. Deutlich weniger maserähnlich gewachsenes Holz wurde bei Maserbirke, Grau- und Schwarzerle, Eberesche, Ziegenweide und Ahorn gefunden. Maserwüchsiges Holz ist eine durch Samen vererbte Variante, die durch Mutation entstanden ist.
Maserknollen sind meist kugelförmige Gebilde an Baumstämmen, Ästen oder Wurzeln. Manchmal ähnelt eine Maserknolle Überwucherungen am Baumstamm, diese beiden Phänomene ähneln sich zwar, sind aber zwei völlig unterschiedliche Phänomene.
Maserwüchsiges Holz zeichnet sich durch abnorm breite Markstrahlen und ungewöhnlich wild, oft kreisförmig orientiert wachsendes Gewebe aus. Dieses Phänomen geht bei Birken auch mit der Einlagerung von Rindenstückchen in das Holz des Stammes einher, die dort als braune Flecken und Streifen auffallen. Die Bildung von Maserholz hat den Effekt, dass sich das Wachstum des Baumes verlangsamt.

Die Ursachen für diese Maserbildung sind nur schwer festzustellen. Mögliche Ursachen sind Verletzungen durch Insekten und mechanische Beschädigungen (oft an Straßenbäumen in Höhe von Stoßstangen) sowie eine lokale Mutation in Form von Veränderung genetischer Faktoren. Eine Zelle in der Kambiumschicht des Baumes teilt sich schneller als der Rest der Kambiumzellen. Das abnormale Wachstum des Gewebes kann während der gesamten Lebensspanne des Baumes andauern, dadurch können Maserknollen recht groß werden, manchmal über 1 Meter im Durchmesser.

Der Stamm von Pinus sylvestris f. gibberosa ist oft voller Maserknollen. Diese Maserkiefern kommen in ganz Finnland vor, aber sie sind an keinem bestimmten Standort häufig zu finden. Einzelne, gesunde Maserknollen verursachen in der Regel keine Veränderungen der Holzqualität, so kann das Holz ganz normal z. B. zur Herstellung von Schnittholz verwendet werden.

Es gibt aber auch noch andere Gründe für die Maserknollenbildung. Linden und Weiden haben oft maserknollenartige Gebilde an der Basis, die zunächst durch ständig wachsende und sich teilende schlafende Knospen entstehen. Ein häufiger Pilz, der bei Birken Fäulnis verursacht, ist der Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus), der dunkle, knollenähnliche Gebilde an den Stämmen von Birken bildet. Bei diesen Gebilden handelt es sich jedoch um Fruchtkörper dieses parasitären Pilzes, der bevorzugt Birken befällt. Das verholzte Gewebe der echten Maserknollen ist dagegen hart und sehr widerstandsfähig. Es eignet sich sehr gut als Rohmaterial für stark beanspruchte Gegenstände, z. B. Messergriffe und kleine Trinkgefäße, z.B. die traditionellen Kuksa in Finnland.. Besonders geschätzt werden Maserknollen von Weiden als Rohmaterial beim Schnitzen von Maserknollenbechern (Kuksa). Sehr große Maserknollen werden sogar für die Herstellung von Möbeln und Furnieren verwendet.

Einige Harthölzer, besonders häufig Birken, weisen gelegentlich einen wellenförmigen Faserverlauf auf, der sich von der Maserknollenbildung unterscheidet. Die Gewebestruktur von wellenförmigen Gebilden im Holz von Bäumen ist bis auf den wellenförmig radialen oder tangentialen Wuchs der Holzfasern normal. Diese Wellenstruktur bei Birkenholz wird geflammt oder getigert genannt und ist sehr gefragt.

Die Eigenschaften
Maserbirke ist eine sehr facettenreiche Birkenvariante, die manchmal nur schwer von der gewöhnlichen Birke zu unterscheiden ist. Die äußeren Merkmale der Maserbildung können von Baum zu Baum sehr unterschiedlich sein. Ein Baum mit äußeren Anzeichen für Maserholz muss keinen Maserwuchs aufweisen. Im anderen Extrem kann sich eine normal aussehende Weißbirke nach dem Fällen bei näherer Betrachtung als Maserbirke erweisen: Trotz des langen und glatten Stammes weist die Querschnittsfläche dann eine feine Maserstruktur auf. Die Realität zeigt sich erst, nachdem der Baum gefällt wurde.

Die wichtigsten Merkmale der Maserbirke:
Wuchsform: Der Stamm ist kürzer als bei der normalen Maserbirke, er verjüngt sich stärker und ist meist leicht geschwungen. Die Knospenbildung ist ungewöhnlich reichlich, was zu einer Verzweigung des Stammes führt und oft einen buschigen Wuchs zur Folge hat. Die Krone solcher Bäume wird rund und oft flach. Die Äste sind im Allgemeinen dick und krumm. Außerdem neigt der Baum dazu, sich in die Richtung zu neigen, in der es mehr Platz für Wachstum und mehr Licht gibt. Der Wuchs der Maserbirke hat viel mit dem von Apfelbäumen gemeinsam.

Die Oberfläche des Stammes ist meist wellig; Knotige, wulst- oder ringförmige Verdickungen, Knollen und Hälse genannte schmale Stellen. Die Rinde an der Basis des Baumes ist oft tief gefurcht und sehr dick, oft wie Briketts geformt, von schwarzer Farbe, rauh und grob. Oft treten die Anzeichen dieser Furchigkeit nur entlang einiger Meter an der Basis des Baumes auf, während bei anderen Bäumen diese Anzeichen bis zu den verzweigten Teilen reichen, die die Krone des Baumes bilden.

Das Holz
Die Jahresringe verlaufen wellenförmig und unregelmäßig, wobei braune, rindenartige Holzzellen im Querschnitt oft ein V-Muster bilden. Setzt sich dieses Muster gleichmäßig über die gesamte Fläche fort, ergibt sich ein sternförmiges Bild. Im Längsschnitt weist der Stamm linsenartige Muster auf. Das Holz der Maserbirke ist dicht und sehr schwer, im frisch geschlagenen Zustand ca. 950 kg/m³, bei 10% rel. Feuchte ca. 700 kg/m³. Maserbirken weisen einige außergewöhnliche Blattformen auf, die aber nicht als sicheres Erkennungsmerkmal verwendet werden können. Die mit der Maserwuchs verbundene wilde Knospenbildung führt bei der Birke zu reichlicher Verzweigung und buschigen Wuchs.

Der Wuchs von Maserholz beginnt zu unterschiedlichen Zeiten. Während manche Sämlinge bereits in der Baumschule Anzeichen von Maserwuchs zeigen, wird dies oft erst in späteren Jahren erkennbar. An den Sämlingen und Jungpflanzen sind an den Basis der Äste die anormale Basenwölbung sichtbar, aufgrund derer man vermuten kann, dass es sich um eine Maserbirke handelt. Meist beginnt die Maserbildungbildung jedoch erst im Alter von ca. zehn Jahren.

Die Verbreitung
Die Maserbirke wächst ursprünglich in Nordeuropa, und auch hier nur in vereinzelten Gebieten. In Südfinnland wächst sie vor allem in ehemaligen Moorgebieten, in weiteren nordischen Ländern in Teilen Südschwedens und in den südöstlichsten Teilen Norwegens. Darüber hinaus findet man Maserbirken in Karelien (Russland), in den baltischen Ländern, in Weißrussland und in einigen anderen westlichen Teilen Russlands. Auch in Mitteleuropa gibt es verstreute Bestände, am weitesten verbreitet ist sie jedoch in Finnland und im karelischen Teil Russlands.

Ein altes finnischen Sprichwort behauptet: "Die Maserbirke wächst nur so weit von einer Kirche entfernt, dass man den Klang der Kirchenglocken noch hören kann." Da die Maserbirke ein lichtbedürftiger, langsam wachsender Baum ist, konkurriert sie auf  Rodungsflächen mit anderen, schneller wachsenden Baumarten. Die früher üblichen kurzen Umtriebszeiten schufen günstige Konkurrenzbedingungen für die Maserbirke. Das Ende der Rodungspraxis, die Entwicklung des modernen Waldbaus und die große Nachfrage nach dem Holz der Maserbirke aufgrund der sehr begrenzten Verfügbarkeit haben das natürliche Vorkommen der Maserbirke deutlich reduziert. Als Kulturpflanze gedeiht die Maserbirke am besten in Süd- und Mittelfinnland, aber wenn man langsameres Wachstum und größere Ausfallrisiken in Kauf nimmt, kann man die Maserbirke auch an guten Standorten in Nordfinnland anbauen.

Anforderungen an den Lebensraum
Die besten Standorte für den Anbau der Maserbirke sind fruchtbare Wälder mit krautreichen Standorten und beste Ackerböden (Feinsand und Mull). Je weniger fruchtbar der Standort, desto eher neigt die Maserbirke dazu, sich stärker zu verzweigen. Für den Anbau von Maserbirken ungeeignete Standorte sind torfige Böden, flache Tonböden oder Standorte, an denen der Grundwasserspiegel hoch ist. Die Maserbirke ist in ihrem Element auf Standorten, die aus landschaftlichen und ökologischen Gründen als wertvoll gelten:
- Fruchtbare Waldgebiete
- Gute Feinsand- und Brachflächen
- Erlenbestände, die in ertragreiche Wirtschaftswälder umgewandelt werden sollen
- Fruchtbare Böden mit geringer Frostgefährdung
- Landschaftlich wertvolle Standorte
Es wurde beobachtet, dass der Standort und die Bestandsdichte das Auftreten und den Grad der Maserwuchsausbildung beeinflussen. Die geografische Lage spielt für das Auftreten der Maserwuchs bei Birke kaum eine Rolle. Die nördlichsten Maserbirkenpflanzungen Finnlands haben sich in Koli, Pyhäkoski und Rovaniemi gut entwickelt. Vereinzelte Gruppen von Maserbirken fanden sich bis nach Ivalo.

Forschungen zur Maserbirke
Johan Grundberg aus Westfinnland studierte an der Akademie Turku, er legte im Jahr 1759 seine Dissertation über Eigenschaften und Nutzen der Birke vor. In dieser Arbeit, die unter der Leitung von Prof. Peer Kalm erstellt wurde, behandelte Grundberg Themen wie die Verwendung von Maserbirkenholz in der damaligen Zeit als Material für verschiedene Gebrauchsgegenstände. (Kosonen 2004)
In den frühen 1900er Jahren lenkte als erster finnischer Forscher T. J. Hintikka die Aufmerksamkeit auf die Maserbirke, auch inspiriert durch die Ideen von A. K. Cajander. Er hielt 1916 einen Vortrag zu diesem Thema auf einer Versammlung der finnischen Gesellschaft für Forstwissenschaften. Der erste wissenschaftliche Forschungsbericht über Maserbirken mit dem Titel "Die Visa-Krankheit der Birken in Finnland", wurde von diesem verfasst und erschien 1922 in einer deutschen Fachzeitschrift. Die eigentliche Forschung über den Maserwuchs von Birken und ihrer Kultivierung begann in den 1930er Jahren am finnischen Forstforschungsinstitut, wo Olli Heikkinheino seine umfangreichen Versuche startete, die die genetischen Gründe dieser 'Maserwuchskrankheit', wie das Phänomen damals genannt wurde, erforschten. Es wurde dabei nachgewiesen, dass die Maserkrankheit durch Samen auf neue Baumgenerationen übertragen wurde. In kontrollierten Versuchspflanzungen konnte dieses Erbmerkmal auf über 50 % der Nachkommen übertragen werden. Andere finnische Forscher zum Thema sind Etholén, Raulo, Saarnijoki, Sarvas und Saarnio,

Die älteste Maserbirkenplantage Finnlands befindet sich bei dem Dorfe Vesijako, in der Nähe der Forschungseinrichtung Romo des Natural Resources Institute Finland. Der Direktor der Evo-Forstschule, Aaltonen, hat den Bestand an Maserbirken nach den Ideen von T. J. Hintikka angelegt. Die Samen wurden 1920 von natürlich vorkommenden Maserbirken in den Wäldern von Vanhakartano in der Gemeinde Lammi gesammelt und dann in die Pflanzbeete der Baumschule der Forstschule gesät, um Pflanzgut zu produzieren. Mit einem Abstand von 1,20 m x 1,20 m wurden die 2 Jahre alten Sämlinge dann auf einen frisch gepflügten und vorbereiteten Standort in unmittelbarer Nähe der Versuchsstation ausgepflanzt. Die Entwicklung dieser Pflanzung verlief jedoch nur langsam: meist überwuchsen die natürlich wachsenden Birken und Fichten die jungen Maserbirken. Wenn man nur die Ergebnisse des Bestandes bei Vesijako bewertet, sind keine weitreichenden Erkenntnisse über die Entwicklung und den Ertrag von Maserbirken möglich. Die besten Maserbirkenbestände in Metla befinden sich in Aulanko, Hauho (Vitsiälä), Kerimäki und Punkaharju. Diese Plantagen wurden größtenteils 1932-1938 angelegt. Die Wirtschaftlichkeit und Rentabilität des Anbaus von Maserbirken beruht weitgehend auf den Indikatoren, die bei der Untersuchung dieser Bestände gewonnen wurden.